Ein Ausflug zur Burgruine Epprechtstein



Download
Ein Ausflug zur Burg Epprechtstein.pdf
Adobe Acrobat Dokument 150.5 KB

Der Epprechtstein gehört zur nördlichen Gebirgskette des Fichtelgebirges und birgt als Berg sowie auch als Burgruine seine Geheimnisse. Als Kind fand ich es immer aufregend und spannend, wenn unser Vater am Sonntag sagte: „Heit gemma af`n Ebrechtsta“. Die alten Gemäuer faszinierten mich, und sein Ruf als Raubritterburg hatte etwas Unheimliches an sich.

 

Um 1200 wurde die Befestigung von Eberhardus de Eckebretsteine aus Granitblöcken erbaut und zeugt von einer Zeit, in der Ritter Menschen festhielten und Lösegeld erpressten. Grundlegend jedoch hatten die Burgbewohner die Aufgabe, Kaufleute, die durch die düsteren dichten Waldgebiete reisten, zu beschützen. Doch da sie sich ständig in Geldnot befanden, versuchten sie als Raubritter ihr Auskommen durch Straßenraub zu sichern. Im 14. Jh. kam der einst stattliche Bau in den Besitz der Burggrafen von Nürnberg und wurde später im Zweiten Markgräfler Krieg zerstört.

 

Eine magische Anziehungskraft strahlt sie noch aus – die Ruine hoch oben. Nach einem romantischen Aufstieg erwartet den Besucher ein berauschender Panoramablick über die Gipfel des Fichtelgebirges.                                                                                                                                                     

 

Das Abenteuer beginnt bei den Parkplätzen am „Hinteren oder Vorderen Buchhaus“. Hier können wir eine sanfte entschleunigte Route wählen oder für alle Unermüdlichen eine mehrstündige anspruchsvolle Tour. Der Fußmarsch führt auf urigen Waldpfaden über Wurzeln und Stufen aus Granit von einem Highlight zum anderen.

Rund um den Epprechtstein gab es 20 Granitsteinbrüche. Ein verrosteter Kran, hinterlassene Unterstellhütten bei Sprengungen, sowie das Pulvermagazin sind Zeugen des alten Steinhauer-handwerks. Es war einst harte Knochenarbeit für die Kirchenlamitzer Steinhauer und ihre Kinder,     die Suppenträger – fern von jeglicher Romantik. Ein aufmerksamer Besucher wird eine alte Umlenkrolle aus Eisen entdecken, die im Granitfelsen verankert ist. Wozu wurde sie gebraucht?     

Den Knoten lösen wir vor Ort auf!

 

Zwei Granitsteinbrüche sind heute noch in Betrieb, und wenn sich die Gelegenheit ergibt, ist der Besitzer gerne bereit, in einer eindrucksvollen Vorführung seine Arbeiten mit dem Stein den Gästen näher zu bringen. Zahlreiche Informationstafeln erläutern die geologischen Verhältnisse. 

Für Interessierte bietet unser Naturpädagoge einen kleinen Exkurs in die Flora und Fauna des Eppechtsteins an. Wir finden hier Pflanzen, die man oft nur aus dem Buch kennt.

 

Der Blick in aufgelassene Steinbrüche lässt erkennen, dass deren Grundwasseransammlungen heute idyllische Biotope sind. Die Wanderung im Schutze der Bäume, dazwischen steht manchmal ein abgestorbener Baumriese mit Stockschwämmen oder ein „Alphorn“, hat zu jeder Jahreszeit ihren Reiz und ist für heiße Sommertage wegen der Kühle traumhaft. Einen guten Platz, um Picknick oder Rast zu machen, finden wir am Luisentisch. Dieser prächtige Granittisch mit halbkreisförmigen Steinbänken wurde 1805 angelegt; der Anlass war der Besuch der Königin Luise von Preußen, die von hier die Treppen auf dem „Königsweg“ zur Burgruine hochstieg.

 

Rund um den Epprechtstein wurden im Laufe der Jahrhunderte unzählige Legenden und Geschichten zusammengetragen, die gerne erzählt werden und eine geführte Wanderung lebendig und humorvoll gestalten lässt. Aber mir wurde nach vielen, vielen Jahren eine Illusion genommen: Es war gar keine Raubritterburg, sondern ein Verwaltungssitz. Und diese Burgverordnung wurde später abgelöst durch die sechs Ämter, denn schließlich befinden wir uns im Sechsämterland.

 

Das ist jedoch eine andere Geschichte.

 

Autoren: Christine Herrlinger und Willi Kießling